Was ist Asthma?
Atemnot, Brustenge und anfallartiger Husten. Kommt Ihnen das bekannt vor? Dahinter könnte die chronisch-entzündliche Lungenerkrankung Asthma bronchiale stecken.
Asthma bronchiale: eine chronische Entzündung der Atemwege
Wenn das Atmen schwerfällt, einem schon bei kleinsten Belastungen die Luft wegbleibt und es einem die Brust abschnürt, könnte Asthma der Grund sein. Asthma (Asthma bronchiale) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Atemwege. Typischerweise leiden Betroffene unter anfallsartigen Beschwerden in Form von Luftnot, pfeifenden Atemgeräuschen und Husten. Die Erkrankung kann unterschiedliche Ursprünge haben.
Überempfindlichkeit der Bronchien
Die Ursache für die Beschwerden ist zum einen, dass die Bronchien und Bronchiolen aufgrund einer Fehlfunktion des Immunsystems ständig oder häufig entzündet sind. Dies erschwert den Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid in der Lunge. Zum anderen besteht eine bronchiale Hyperreagibilität – eine Überempfindlichkeit – gegenüber bestimmten äußeren Reizen wie zum Beispiel Staub, Pollen oder auch kalter Luft. Kommen die Schleimhäute mit diesen Reizen in Kontakt, schwellen sie an und produzieren mehr Schleim. Dadurch verengen sich die Bronchien und die Atemmuskulatur muss mehr leisten, um den Körper mit Sauerstoff zu versorgen. Die Muskulatur verkrampft sich und verbrauchte Luft bleibt in der Lunge zurück – das Einatmen wird zunehmend schwerer und Atemnot entsteht.
Die Asthma-Stufentherapie
Die Behandlung von Asthma folgt einem Stufenplan, den das Programm für nationale Versorgungsleitlinien (NVL, eine Initiative unter anderen von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung) empfiehlt. Man spricht daher auch von Asthma-Leitlinie. Um Asthma bei erwachsenen Patient:innen zu kontrollieren, gibt es fünf Stufen von möglichen Therapieoptionen. Dieses Stufen-Schema hilft Ärzt:innen nach Einordnung der Diagnose, die individuell optimale Therapie zu verordnen. Diese setzt sich aus einer Dauertherapie und einer Bedarfstherapie zusammen: Die Dauertherapie wird regelmäßig eingenommen und wirkt langfristig, während die Bedarfstherapie bei akuten Beschwerden sowie im Notfall direkt wirksam ist.
Dabei ist das Ziel, die Asthmakontrolle mit möglichst wenig verschiedenen Medikamenten in einer möglichst niedrigen Dosis aufrechtzuerhalten.
Stufenplan der nationalen Versorgungsleitlinien1
Stufe 1 | Stufe 2 | Stufe 3 | Stufe 4 | Stufe 5 |
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• Bedarfstherapie: Kombination aus inhalativem Kortison (ICS) niedrigdosiert + Formoterol (ein LABA) |
• Langzeittherapie: Inhalatives Kortison (ICS) niedrigdosiert + Bedarfstherapie mit einem kurzwirkenden Beta-2-Mime-tikum (SABA) oder • ausschließlich Bedarfstherapie mit einer Kombination aus inhalativem Kortison (ICS) niedrigdosiert und einm Formoterol (einm LABA) |
• Langzeittherapie: Inhalatives Kortison (ICS) niedrigdosiert + langwirkendes Beta-2-Sympathomimetikum (LABA)* oder • inhalatives Kortison (ICS) mitteldosiert |
• Langzeittherapie: Inhalatives Kortison (ICS) mittel- bis hochdosiert + langwirkendes Beta-2-Sympathomimetikum (LABA)* oder • inhalatives Kortison (ICS) mittel- bis hochdosiert + langwirkendes Beta-2-Sympathomimetikum (LABA) + langwirkendes Anticholinergikum (LAMA**) |
• Langzeittherapie: Inhalatives Kortison (ICS) in Höchstdosis + langwirkendes Beta-2-Sympathomimetikum (LABA) + langwirkendes Anticholinergikum (LAMA**) • Vorstellung bei einer/m in der Behandlung von schwerem Asthma erfahrenen Pneumolog:in und Biologika (Antikörper-Therapie) als Spritze unter die Haut bzw. Infusion# |
• Zusätzlich Bedarfstherapie: kurzwirkendes Beta-2-Mimetikum (SABA) oder Kombination aus inhalativem Kortison (ICS) + Formoterol (ein LABA), wenn diese als Dauertherapie angewendet wird |
ICS: Inhalative Corticosteroide; LABA: Langwirkendes Beta-2-Sympathomimetikum; LAMA: Langwirkendes Anticholinergikum; SABA: Kurzwirkendes Beta-2-Mimetikum
* Bevorzugte Therapieoption; ** Tiotropium; # zusätzlich oder alternativ kann bei unzureichender Asthmakontrolle in begründeten Fällen orales Kortison (OCS) in einer möglichst niedrigen Dosis kurzzeitig eingesetzt werden.
Reichen die Medikamente der Dauertherapie zur Kontrolle nicht mehr aus – sprich: Betroffene haben zu starke Symptome oder zu häufig Anfälle –, wird die Dosis erhöht und/oder die Medikamente der nächsten Stufe eingesetzt. So lässt sich die langfristige Behandlung von Asthma individuell überprüfen und bei Bedarf kontrolliert herabsetzen oder intensivieren.
Dauertherapie des Asthmas mit ICS/LABA
Eine medikamentöse Dauertherapie besteht in der Regel aus einer Kombination folgender Wirkstoffklassen:
- inhalatives Kortison (ICS) gegen die Entzündung der Atemwege (entzündungshemmende Wirkung)
- inhalatives langwirkendes Beta-2-Mimetikum (LABA) zur Atemwegserweiterung
Zur Bedarfstherapie werden vorwiegend inhalative kurzwirkende Beta-2-Mimetika (SABA) zur Atemwegserweiterung oder eine Kombination aus ICS und Formoterol eingesetzt. Als weitere Therapieoptionen gibt es auch biologisch hergestellte Medikamente (Biologika), deren Wirkung an der Ursache des Asthmas ansetzt. Biologika können bei Patient:innen in der Stufe 5 als Dauertherapie eingesetzt werden, wenn das Asthma unter den anderen Medikamenten nicht ausreichend kontrolliert ist.
1 Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma – Langfassung, 4. Auflage, 2020, Version 1. Online veröffentlicht unter https://www.leitlinien.de/mdb/downloads/nvl/asthma/asthma-4aufl-vers1-lang.pdf (letzter Zugriff: 17.08.2022).